Die Geschichte ist zu gut, um sie unter dem Deckel zu halten. Und sie wird eh irgendwann öffentlich werden, spätestens wenn Rock-Out richtig berühmt sind. Das Zeug dazu haben die vier Emmentaler sowieso – doch dazu später. Zuerst eben die Geschichte. Sie erzählt vom ersten Festival-Gig des Quartetts, das eigentlich noch blutjung ist – die 30 Lenze sind für alle vier noch in mehr oder weniger weiter Ferne. Also zurück ins Jahr 2018, wo die Jungs aus der Region Sumiswald, BE, von den Veranstaltern angefragt wurden, ob sie nicht am legendären Icerock Festival in Wasen spielen möchten. Ja, richtig gelesen: die vier Buben wurden vom Veranstalter angefragt. Nicht umgekehrt.
Anyway – oder «item», wie man im Emmental sagt. Natürlich sagten Rock-Out zu. Denn das Icerock ist Kult. Und zwar weit über das Emmental hinaus. Jede Schweizer Rockband, die was auf sich hält, hat dort schon gespielt. Oder sie ist keine Schweizer Rockband. Und mit der Anfrage, ob sie am Icerock spielen wollen, war klar: Rock-Out ist quasi amtlich besiegelt eine Rockband, die in der Schweiz offiziell was zu melden und eine Zukunft hat. Nur: Der Weg war steinig – und die vier jungen Musiker brauchten viel Liebe und Verständnis seitens der Icerock-Crew, bis sie mit ihrem ersten Konzert loslegen konnten. Die Anreise erfolgte in Grossättis Wohnmobil. Dafür musste das Drum zerlegt werden – zum ersten Mal ausserhalb des Übungsraum, der im Estrich über einem Restaurant war. Das Problem am Festival: der damalige Drummer wusste schlicht nicht mehr, wie man die Schüsseln wieder zusammenbauen musste. Als das – mit Hilfe der Crew – geschafft war, und die Amps – mit Hilfe von Verlängerungskabeln der Crew – verkabelt waren, konnte man loslegen. Nur: Tönen wollte es nicht so richtig. Bis Stagemanager Phippu Bluedög Gerber mal in die Runde klarmachte: «Jungs! Dreht die Amps auf! You are a Rockband and this is a Rockshow!» Die Verstärker waren auf Leise-Stärke «Estrich über der Beiz, sodass niemand im Sääli beim Essen und auch nicht der Männerchor, der nebenan probt, gestört wird» eingestellt. Doch als die Regler dann alle bis an den Anschlag auf «Voll-ume» gedreht waren, da, ja da – Potz Donner und Blitz! Weg war die Nervosität, dafür war den Jungs die Anerkennung der Szene sicher. Eine Show hatte gereicht und allen war klar: Diese Band wird noch von sich hören machen.
Mittlerweile blicken die vier Schulfreunde Severin (26, Git), Luca (26, Bass), David (22, Drum) und Flo (26, Vox, Git) nicht nur auf eine stattliche Anzahl Gigs im In- und Ausland und zwei Album-Releases zurück, sondern auch auf bombastische Auftritte im Landes-TV-Sender SRF. Höchste Zeit also, für einen Longplayer, der weltweit an den Start geht. Dass dieses neue Album der neuen Rock-Urgewalt aus dem Emmental schlicht «Let’s Call It Rock’n’Roll» heisst, ist eigentlich nur logisch. Denn Rock-Out stehen für alles, was guten, alten, klassischen Hardrock ausmacht – nur nicht für Schnickschnack, Ballast oder unnötigen Schnörkel. Es sei jeder Hörerin und jedem Hörer selber überlassen, in der langen Geschichte des Rock Assoziationen zu finden. Dass sie unabstreitbar zu erkennen sind, darf im Fall von Rock-Out durchaus als Kompliment gewertet werden. Denn sie sind selten geworden, die Bands, welche die Kraft, die Spielfreude und die rohe Energie dieses Sounds noch pflegen können. Auf dem 10 Tracks starken Album geht es denn auch vom ersten bis zum letzten Ton voll auf die 12, gnadenlos drauf los, ungestüm voran – und da alles getragen von einer Stimme mit Kraft und Charakter, die man nicht alle Tage findet.
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