Riklin & Schaub – Chamer mache

Der Popsong «Chamer mache» kommt wie ein Sommerhit daher: Ein eingängiger Ohrwurm, der zum Mitsingen animiert, mit klassischem Songwriting und in einem geschmackvollen und zeitgemäss produzierten Soundbild. Beim genauen Hören entpuppt sich der Song aber gar als textlicher Leckerbissen mit manchen doppelten Böden, welche den aufmerksamen Zuhörer*innen an vielen Stellen unvermittelt ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.

Der Ausdruck «Chamer mache» hat sich im Volksmund in den letzten Jahren zu einem stehenden Begriff gemausert und als neue Redewendung etabliert. «Chamer mache» wird meistens als Kommentar verwendet, der zwar oberflächlich etwas bejaht, aber natürlich ironisch gemeint ist und den kommentierten Sachverhalt entsprechend verneint. Bei jedem «Chamer mache» schwingt deshalb ein Zusatz mit, der mitgemeint ist, auch wenn er nicht ausgesprochen wird: Das kann man machen, sollte man aber besser nicht.

Diese Ironie macht sich das Lied zunutze. Im Liedtext werden viele verschiedene Situationen aufgezählt, die alle mit «Chamer mache» scheinbar fröhlich bejahend kommentiert werden. Manche Beispiele spiegeln dabei unseren Zeitgeist, andere Zeilen beschreiben eine witzige oder absurde Situation. Hier und dort wird auch die Haltung der Interpreten spürbar («uf Zalando jedi Wuche zwei mal Schueh und Chleider bstelle – Chamer mache») oder es handelt sich um klare politische Statements («Churzarbet bezieh und Dividende trotzdem zahle»). Die Ironie des Songtextes wird zusätzlich verstärkt durch die durch und durch optimistische Komposition sowie durch die sanfte Stimme von Daniel Schaub, der bei diesem Song den Leadgesang übernimmt.

Im letzten Teil wechselt das Lied unvermittelt auf die Meta-Ebene, indem die musikalische Rückung auch im Text konkret benannt wird: «Demit das Lied no spannend blibt, ab da chli höcher singe – Chamer mache». So werden die Zuhörer*innen zusätzlich auf die Grundsituation «Wir spielen euch ein Lied» aufmerksam gemacht. Dadurch findet eine zusätzliche Interaktion zwischen Zuhörer*innen und Interpreten statt.

Mit der letzten Textzeile stellt sich das Lied gleich auch noch selber in Frage, beantwortet es aber selbstredend auch: «und es Lied go singe, wo s di ganz Zit heisst: Chamer mache – Chamer mache». Ist auch das nur ironisch gemeint?


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