Noch bevor Michael von der Heide in diesem dreiminütigen Mini-Drama die ersten Zeilen singt, geben Morsezeichen bereits den inhaltlichen und musikalischen Takt vor. Das Erzähler-Ich setzt einen Hilferuf ab und versucht, den Countdown einer zerbrechenden Liebe doch noch aufzuhalten. Das Du hingegen entfernt sich sowohl gedanklich als auch räumlich immer mehr, so wie der Wind die noch nicht realisierten gemeinsamen Träume wie ein langsam am Horizont entschwindendes Schiff davonträgt.
Die Musik mit ihren wiederkehrenden Rhythmuswechseln reflektiert dabei wie ein Sturm, der sich zusammenbraut und wieder abebbt, den durcheinander geratenen Gefühlshaushalt des Erzählers. Erst begleitet nur ein dezentes Piano die sehnsüchtige und gleichzeitig eindringliche Stimme Michael von der Heides, in der zweiten Strophe setzen treibende Drums, hymnische Streicher und das Echo eines Chores ein. Entstanden ist diese französischsprachige Pop-Perle zusammen mit dem Texter André Grueter und dem Komponisten und Produzenten Maurizio Pozzi, mit denen Michael von der Heide immer wieder erfolgreich zusammenarbeitet.
Ob das Ich und Du im Lied wieder zusammenfinden, weiss nur der Wind – zumindest bleibt bis zuletzt ein Funken Hoffnung. Sicher ist aber, dass Michael von der Heide gemäss dem Refrain eines seiner bezauberndsten älteren Lieder – «In den Bergen – werd ich auf dich warten / In den Bergen – das Echo bin ich» – wie die mehrfache Schallreflexion eines Echos immer wieder zurückkehrt, ins Rampenlicht und auf die Bühnen: Diesmal mit dem am 3. September 2021 zum 30-jährigen Bühnenjubiläum erscheinenden Doppel-Best-of-Album «Echo». Die zwei dramaturgisch höchst stimmig aufgebauten CDs mit insgesamt 30 Songs sind in ein hochwertiges, 50-seitiges Buch mit vielen Bildern, Zitaten von Weggefährt*innen und Texten verpackt. Und weil Michael von der Heide mit «Echo» nicht nur Rückschau hält, sondern auch in die Zukunft blickt, sind ganze 9 neue oder neu bearbeitete Songs darauf zu finden – darunter mit dem ersten Vorboten «SOS» ein Lied, das noch lange, nachdem die letzten Morsezeichen erklungen sind, nachhallt.
Wir stellen wöchentlich neue Songs von Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz vor, die der Musikredaktion aufgefallen sind. Dabei liegt uns nicht nur die Förderung von bekannten Bands oder Interpreten am Herzen, sondern auch die Musik von noch unbekannten Musikerinnen und Musiker. Dabei setzen wir vorwiegend auf Mundart-Pop und -Rock und auf Mainstream. Weiter Schweizer Hits die auf Spitalradio LuZ gespielt werden, finden Sie HIER!